Im Gespräch mit Bernd Hoffmann
Betriebsleiter Heinrichwerft
Boots- und Schiffsbaumeister
- Die neue Viva wird an der Bodenseewoche erstmals an den Start gehen. Bei innovativen Neubauten wird oft unterstellt, dass sie besser performen würden. Was ist bei der Lacustre Klasse anders, sodass es möglich ist, dass die Viva durchaus von einem traditionell Karwell gebauten Boot, wie dem Feuervogel (90), aktuell Schweizermeisterboot, geschlagen werden kann?Bernd Hoffmann: „Henri Copponex hat sich bei der Konstruktion der Lacustres intensiv mit vielen Details auseinandergesetzt und seine Erfahrung einfließen lassen. Die Grundprinzipien seiner Konstruktionsphilosophie wurden von der technischen Kommission der Lacustre stets berücksichtigt, wenn es darum ging, neue Bauweisen zu genehmigen. Durch diese vorausschauende Herangehensweise und eine präzise Vermessung, die sicherstellt, dass von diesen Grundprinzipien nicht abgewichen wird, bleiben die Yachten, unabhängig von ihrer Bauweise, wettbewerbsfähig. Ein technisches Wettrüsten wurde somit effektiv verhindert.“
- Die Viva 274 liegt hier neben der Janina 37, gebaut 1941, der Calabri aus der ersten GFK-Serie 1973 und der Charisma 238, formverleimter Bau von 1995. Von außen, bis auf den Holzmast der Janina, identische Boote, bei einem Blick ins Innere sehr unterschiedlich. Die Entwicklung wird sichtbar. Was sind die bedeutendsten Entwicklungsschritte, die die Viva auszeichnen?Bernd Hoffmann: „In der Edition Regatta liegt der Fokus auf den Bedürfnissen moderner Regattasegler. Wir legen besonderen Wert auf Themen wie ein optimiertes Beschlägelayout. Gleichzeitig haben wir den Unterhalt und Pflegeaufwand vereinfacht sowie die Reparaturfähigkeit verbessert, um den Ansprüchen aktiver Segler gerecht zu werden. Durch ein innovatives Strukturkonzept konnten wir die Bauzeit verkürzen und damit auch die Kosten optimieren.
- Was fasziniert Dich persönlich daran, ein Boot, das 1938 konstruiert wurde, heute mit modernen Bootsbaumethoden zu bauen?
Bernd Hoffmann: „Es ist technologisch spannend, ein Produkt kontinuierlich weiterzuentwickeln. Doch auch für die Attraktivität der Klasse ist es entscheidend, das Boot an die aktuellen Bedürfnisse und Gegebenheiten anzupassen. Handwerklich stellt der Lacustre hohe Anforderungen. Es gibt klare Bauvorgaben mit engen Grenzen, die möglichst präzise eingehalten werden sollten, und natürlich strebt man dabei nach dem Optimum. Aufgrund seiner langen Geschichte haben Bootsbauer verschiedener Generationen dies mit derselben Motivation geleistet, und jedes Boot wurde in einem kleinen Detail wieder besser. Mit den Linien des Lacustres hat Henri Coppnoex nicht nur ein herausragendes Boot konstruiert, sondern auch ein kleines Kunstwerk geschaffen. Der optische Anspruch ist hier sehr hoch, und auch die kleinsten Details, die das Erscheinungsbild beeinflussen, müssen sorgfältig gestaltet und ausgeführt sein. Auch hier möchte jeder Bootsbauer, der ein solches Boot anfertigen darf, die Messlatte wieder etwas höher legen.“

Originalriss des Lacustre von Copponex 1939
gesamter Artikel zum Thema ‚Lacustre-Bau‘ im Magazin IBN Okt. 2025: